Wieso gewinnen die Rauhnächte an Bedeutung?

In vielen Menschen unserer heutigen Gesellschaft erwacht zunehmend das Bedürfnis,
sich mit dem alten Mysterien-Wissen abseits der materiellen Werte zu verbinden.

Bei aller Wertschätzung für die technologischen Errungenschaften unserer Zeit braucht es ebenso viel Wertschätzung für die Natur, und zwar dringend. Auch wenn wir mit unserem menschlichen Verstand nicht alles ergründen können, verdient das Unergründbare Respekt
und Achtung.

Letztendlich ist die Natur unsere größte Lehrmeisterin. Die Naturwissenschaften sind aus der menschlichen Faszination an den Geschehnissen seiner Umwelt erwachsen.

Das Leben selbst ist und bleibt ein Mysterium. Welches Wunder es doch ist, dass in der Gebärmutter einer Frau neues Leben entsteht.

Wissenschaftlichen Erklärungen decken immer nur einen Teilbereich des Ganzen ab. Es ist völlig gleichgültig, inwieweit wir sie ergründen können, die Prozesse des Lebens finden statt, ob wir sie verstehen oder nicht.

In der westlichen Welt wird viel dafür getan, die Wunder des Lebens zu entschlüsseln. Das ist wertvoll. Gleichzeitig muss die Wertschätzung für das Wunder bestehen bleiben.

Die Weiblichkeit ist ein Mysterium

Durch meine Arbeit mit Frauen weiß ich, dass sich im individuellen Erleben vieler Frauen das Bedürfnis nach etwas regt, das sie nicht wirklich benennen können. Es zeigt sich diffus und ist über die Sprache nur schwer beschreibbar.

Für dieses Bedürfnis die passenden Worte zu finden, gelingt kaum – das englische beyond words drückt es für mein Empfinden gut aus. Ich würde es als das Bedürfnis nach gelebter Weiblichkeit beschreiben – als das Bedürfnis, dass Wunder einfach Wunder bleiben dürfen.

In Kontakt mit Göttinnen.

Als ich vor ca. 12 Jahren das erste Mal von den Rauhnächten hörte, zogen sie mich sofort in ihren Bann. Du kennst das bestimmt auch: Es erreichen dich Informationen, deren Faszination du dich einfach nicht entziehen kannst.

Meine Beziehung zu den Rauhnächten und den Göttinnen begann mit einem Rauhnachts-Kurs, den ich spontan aus dem Bauch heraus buchte, ohne viel darüber zu wissen.

Im Mittelpunkt dieses Kurses stand Frau Holle, die sich in unterschiedlichen Erscheinungsformen zeigen kann.

Es tat sich für mich eine neue Welt auf. Aber mein Verstand war überfordert, und das war gut so. Die Energiequalität der Göttinnen liegt jenseits des linearen Denkens, ich fühlte mich wieder ein Stück tiefer mit meiner Weiblichkeit rückverbunden.

Es fühlte sich so an, also ob sich in mir ein Tor öffnete.

Die weibliche Mystik dieses Kurses war ein wesentlicher Baustein auf meiner Forschungsreise in meine eigene Weiblichkeit. Er nährt eine damals noch namenlose Sehnsucht nach gelebter weiblicher Mystik und Spiritualität.

Die weiblich spirituelle Praxis gab mir das Gefühl, lebendig mit dem Leben verbunden zu sein. Es war die Bestätigung für etwas, wonach ich mich schon als Kind sehnte, aber keine Worte dafür hatte.

Die längste Zeit wollte ich selbst keine Rauhnachts-Begleitung anbieten. Mir war es zu wichtig, in dieser Zeit ganz in meiner Energie, verbunden mit der Natur zu sein. Dort, wo ich diese Zeit verbringe, ist tatsächlich Stille. Ich genieße es sehr, diese Zeit in den Bergen auf 1200 m Seehöhe zu verbringen. Wenn die Winterstürme ums Haus fegen, könnte ich mir einbilden, dass Frau Holle zu mir spricht.

Vor einigen Jahren überzeugte mich eine Freundin, doch einen Kurs zu entwickeln. Daraus entstand ein Rauhnachts-Retreat, in dem du in die Magie von 13 weiblichen Archetypinnen eintauchen kannst. Sie verbinden dich mit vielen Aspekten des Frau-Seins.

Rauhnächte und das kollektive Unterbewusstsein

Mystik und Feste im Wandel der Zeit

Man kann davon ausgehen, dass Menschen immer schon Feste feierten. Die Anlässe der Feste standen in direktem Bezug zu, was die Menschen in ihrer Umwelt wahrnehmen konnten. Sie beobachteten die Geschehnisse auf der Erde und im Kosmos. Daraus zogen sie ihre Schlüsse. Für ihre Lebensrealität waren der Wechsel der Jahreszeiten und die Veränderung der Natur von entscheidender Bedeutung.

Je nach Epoche und Kulturkreis nehmen der Glaube und die Religion Einfluss auf das gesellschaftliche Leben der Menschen. In vielen Teilen der Welt hat sich der christliche Eingottglaube durchgesetzt. Wie man weiß, auf nicht gerade friedliche Weise.

Die Bedeutung der Wintersonnenwende

In der vorchristlichen Zeit waren die Menschen also eng mit den Zyklen der Natur und somit mit den Wirkprinzipien des Universums verbunden. Sie feierten ihre Feste im Jahreskreis. Die Sonnenwende und die Tag-und Nachtgleichen waren von besonderer Bedeutung.

Das heutige Weihnachtsfest liegt nicht ohne Grund am 24. Dezember – ganz nahe am 21.Dezember, dem Datum der Wintersonnenwende, zu der die Menschen das Yule-Fest feierten.

Um die Menschen von ihrer Weltsicht zu überzeugen, bedienten sich die Kirchenführer unterschiedlichster Mittel.

Unter anderem übernahmen sie die Daten alten heidnischen Festtage und veränderten die Zuschreibung, veränderten den Sinngehalt und gaben ihnen eine andere Bedeutung.

Das alte Wissen wurde durch neues Framing überschrieben. So wurde aus dem Tag des Yule-Fests der Tag der von Christi Geburt.

Die Wintersonnenwende am 21. Dezember  wurde als der Tag des wiederkehrenden Lichts gefeiert. Die Wintersonnenwende markiert einen entscheidenden Wendepunkt: Ab diesem Tag geht die Reise unwiderruflich in Richtung Frühling!

Endlich werden die Tage wieder länger- erst ganz langsam, aber bald schon deutlich spürbar. Auch wenn in den kommenden Monaten noch große Kälte zu erwarten war – die dunkelste Nacht war überwunden. Die Menschen fühlten, dass sich ab diesem Zeitpunkt das Jahresrad wieder hin zu Wärme, Licht und Nahrung drehte.

Wenn wir uns in die Zeit zurückversetzen, in der die Menschen ohne Strom, Leitungswasser und vollautomatisierter Heizung auskommen mussten, wird auch für uns fühlbar, wieso dieser Tag für die Menschen der nördlichen Hemisphäre so bedeutsam war.

Machen wir uns an dieser Stelle bewusst: Die Menschheit, die je nach Forschung seit ca. 300 000 Jahren existiert, kam unendlich lange ohne die technischen Errungenschaften der letzten knapp 120 Jahre aus. Um es besser einordnen zu können: Erst ab dem Jahr 1887 wurde damit begonnen, elektrisches Licht in Privathaushalten einzuführen.

Die Zeitqualität der Rauhnächte​

Die Zeit zwischen der Zeit – die Zeit steht still

In den Rauhnächten, werden auch die Zeit zwischen der Zeit genannt. Man sagt man, steht die Zeit still. Es sind die Tage (je nach Deutung) zwischen 21. Dezember und 06. Jänner. In dieser Zeit lüften sich die Schleier zur Anderswelt, zu der Welt der Ahninnen, der Naturwesen und dem kollektiven und individuellen Unterbewussten.

Schon die Kelten haben die Zeitspanne der Rauhnächte spirituell und energetisch dazu genutzt, eine Brücke zwischen neuem und altem Jahr zu bauen.

Diese Tage laden uns in die Stille und Ruhe ein. “Lass die Arbeit ruhen!”, rufen sie dir zu. Einst hieß es, dass in den Rauhnächte die Wäsche nicht gewaschen und aufgehängt werden sollte. Der Mythos besagt, dass sich böse Geister darin verfangen würden.

Altes Brauchtum, heute lebendig:

Auch heute finden wir im Brauchtum Relikte aus längst vergangener Zeit. In der Region des Alpenlandes ist manches noch lebendig. Beispielsweise die Perchteläufe –  sie gehen auf die Sagengestalt der Göttin Perchta, die in Verbindung zu den Göttinnen Freya, Frigg und Holle steht, zurück.

Vielerorts werden auch heute noch Häuser und Ställe mit Weihrauch geräuchert, auch wenn die Bedeutung in den Hintergrund gerückt ist.

Weihrauch, erzählte man sich, solle böse Geiste vertreiben. Wenn man bedenkt, dass Weihrauch eine desinfizierende, schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkung hat, ist das wenig verwunderlich. Das Räuchern mit Weihrauch reinigt die Luft und ist somit gesundheitsfördernd.

Rauhnächte – ein Übergangsritual

Die Rauhnächte können wir auch als eine Phase des Übergangs deuten. Die Zeitspanne der Rauhnächte ist eine Zeit, in der das alte Jahr ausklingt und wir im neuen Jahr ankommen. Solche Übergangsphasen haben Menschen seit jeher mit Ritualen begleitet.

Auch in unserer heutigen Zeit sind Übergangsrituale durchaus präsent. (Sie haben sogar eine wirtschaftliche! Relevanz. Denken wir nur daran, wie viel Zeit, Energie und Geld, mitunter in Hochzeiten investiert wird. Nach oben hin gibt es kaum eine Grenze.)

Rituale sind ein Teil des menschlichen kulturellen Ausdrucks. Sie sind auch ein Weg, sich mit mythologischem Wissen aus dem menschlichen, kollektiven Unterbewusstsein zu verbinden – wenn wir uns wahrhaftig darauf einlassen.

Bezogen auf die Rauhnächte gibt es mittlerweile diverse Interpretationen und Inhalte. Schreibt jemand darüber, wird dem Inhalt eine persönliche Note verliehen. Es weben sich eigene Erfahrungen mit ein und Unterschiedliches steht im Zentrum der Rituale.

Die Menschheit Wandel.

Prophezeiungen von Urkulturen sprechen davon, dass wir uns im Übertritt in ein neues Zeitalter befinden. Wohin die Reise geht, liegt mehr denn je in unseren Händen.

Jede/r Einzelne ist aufgerufen, die neue Zeit aus dem Herzen heraus mitzugestalten. Umso wichtiger ist es, besonders für uns Frauen, dass wir uns an unsere urweibliche Kraft zurückerinnern.

Kollektives Unterbewusstsein

Jetzt ist die Zeit gekommen, in der Informationen aus dem kollektiven Unterbewussten wieder ins Bewusstsein der Menschen drängen.

Altes Wissen bahnt sich seinen Weg zurück in die Köpfe und Herzen der Menschen. Das Wissen der alten Schriften und auch das mündlich überlieferte  kommt nun in neuen Worten zurück  in die Welt.

Alle Kulturen tragen Wissen in sich, das für uns heute nicht mehr verständlich ist. Die wenigen Aufzeichnungen, die es noch gibt, wurden in einer Sprache geschrieben, die wir heute nicht mehr verstehen.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die Rauhnächte eine wunderbare Zeit sind, um Schätze aus dem eigenen und kollektiven Unterbewusstsein zu bergen.

Wenn man sich darauf einlässt, sich mit dem Mystischen zu beschäftigen, erkennt man, dass die alten Kulturen des Westens, des Ostens des Nordens und des Südens in der Essenz das Gleiche meinen. Denn es gibt nur eine Essenz.