Warum ich den Muttertag noch nie mochte
Rund um den Ehrentag der Mütter, finden wir überall, geschickt platzierte Kaufreize. Sie sollen uns dazu animieren, die mit Maschen und Herzen dekorierten Muttertags-Gaben zu kaufen. Und wie praktisch für den Handel, das gilt für alle: Männer, Frauen und Kinder.
Nur die Großelterngeneration, braucht sich davon (meist) nicht mehr angesprobchen fühlen.
Muttertagsgeschenke müssen „glitzer und blink“?
Alles Mögliche scheint sich hervorragend als Geschenk zu eignen. Ach so viele Bedürfnisse können befriedigt werden. In jeder Preisklasse ist etwas zu finden. Hauptsache es wird gekauft.
Wie du sicher bemerkst, spreche ich mit einer gehöriger Portion Zynismus. Ja klar, auch ich mag gute Düfte, leckere Schoki, Schmuck, Taschen und Schuhe sowieso.
Zum Muttertag gekauftes schenken, muss das sein?
Ist nicht das, was wir wirklich wollen, das Gefühl geliebt zu werden? Lässt sich das wirklich mit Geld vermitteln?
Die Qualität einer zwischenmenschlichen Begegnung ist nicht abhängig vom monetären Wert eines Geschenks! Ein selbst gepflücktes Sträußchen Gänseblümchen, ein liebevoll bereitetes Frühstück und eine innige Umarmung, vermögen tiefe Verbundenheit auszudrücken. Besser als jedes hochpreisige Geschenk. Gekauft wird oft aus schlechtem Gewissen und der Kompensation nicht gelebter Gefühle.
Eine warmer Händedruck, eine liebevolles Streicheln oder auch nur ein teilnahmsvoller Blick ist Nahrung für die Seele.
Ist es nicht in Wahrheit das, wonach wir alle uns sehnen? Ich spüre dieses Gefühl dann, wenn mein Herz weit offen ist und das meines Gegenübers auch. Es sind Momente magischer Verbundenheit.
Egal in welcher Rolle: ich hader(t)e mit dem Muttertag.
Als Kind nahm ich mit meine feinen Antennen wahr: da fühlt sich etws falsch an.
In keiner der beiden Rollen, weder als Kind noch als Mutter, haben mir brav auswendig gelernte Muttertags Gedichte ein wohliges Gefühl vermittelt. Viel mehr war es Langeweile und Leere, die ich erlebte – in beiden Rollen.
Kinder werden bereits im zarten Kindergarten-Alter dazu angehalten Texte auswendig zu lernen, mit welchen sie nichts verbindet. Brav nachreden was eine Autoritätsperson vorgibt.
So erging es mir in Rolle des Kindes:
Ich kann mich noch gut an mein Gefühl als kleines Mädchen erinnern, als ich vor meiner Mutter stand, mit Leere im Kopf. Ich war verzweifelt auf der Suche nach der nächsten Zeile, des mühsam erlernten Gedichts. Panikartige Gefühle machten sich in mir breit: „Hoffentlich mache ich alles richtig“.
Von Liebe und Verbundenheit habe ich da nichts gespürt und vermittelt bestimmt auch nicht. Wenn es mir gelungen war, den Text fehlerfrei zu rezitieren, gab es Lob. Welch‘ Konditionierung! Folgst du brav den Konventionen, wirst du gelobt. Egal wie leer an Gefühlen diese Sache ist, Hauptsache brav. (Bitte mich jetzt richtig zu verstehen, das ist keine Kritik an meiner Mama.)
So erging es mir in der Rolle als Mama:
Auch da wusste ich nicht, wie ich mit diesem Muttertag umgehen sollte. Als meine Töchter vor mir standen und ich in ihren großen Kulleraugen diesen Ausdruck von Leere wahrnahm, fühlte ich ihn wieder – diesen Druck zu entsprechen.
Ich wusste, dass sie versuchten alles richtig zu machen, genau wie ich damals. Aber auch ihnen gelang es nur mit großer Mühe, die Worthülsen aneinander zu reihen, mit denen sie in Wahrheit nichts anfangen konnten. Die armen Hasis – das System hat sich lange gehalten.
In solchen Momenten kann es keine Verbindung zum Herzen geben.
Es ist unmöglich, gut mit sich selbst verbunden zu sein, und es gleichzeitig anderen recht machen zu wollen. Doch was sollte ich als Mama tun? Sie hatten in Kindergarten und Schule gelernt was sie tun sollten. Sie hatten keinen Freiraum es nicht zu tun und ich wollte sie keineswegs vor den Kopf stoßen. In gewisser Weise spielte ich dieses Spiel mit. Gleichzeitig habe ich ihnen andere Werte vermittelt. Ich denke, es ist mir gelungen.
Sie spüren, dass es die Werte sind, abseits von Konventionen und Konsumdiktat, die mir etwas bedeuten.
Mir ist wichtig, dass meine Töchter erkennen wie unendlich wertvoll eine liebevolle Haltung sich selbst gegenüber ist. Das verleiht Kraft und die Fähigkeit anderen liebevoll zu begegnen – aus einem natürlichen Selbstverständnis heraus, nicht deshalb, weil ein Mangel kompensiert werden muss.
Warum wurde der Muttertag eingeführt?
Folgst du diesem Link, kommst du zu Wikipedia und kannst sinngemäß folgendes lesen.
Den Muttertag begründete Ann Maria Reeve im Jahre 1865 mit der Idee Mütterorganisation zu gründen. Im Jahr 1870 initiierte Julia Ward Howe einen Mütter- Friedens-Initiative mit dem Ziel, dass ihre Söhne nicht mehr in Kriegen geopfert werden sollten. Diverse Frauenbewegungen setzten sich ab ca. 1860 für Frieden, Frauenrechte und Anerkennung von Müttern ein.
Gehen wir jetzt in der Geschichte bis in die Jungsteinzeit zurück finden sich viele Hinweise finden, dass die Menschen in der Jungsteinzeit in Mutterzentrierten-Gesellschaften lebten. Ich gehe sehr in Resonanz mit dieser Sichtweise.
Unsere weiblichen Körper vermögen es Leben weiterzugeben!
Jedes menschliche Lebewesen, egal ob weibliche oder männlich, ist im Körper der Mutter, verbunden über die Nabelschnur herangewachsen und daraus geboren worden. Ob mit oder ohne biologischem Hintergrundwissen – immer noch, ist es auf gewisse Weise, magisch und geheimnisvoll.
Der weibliche Körper ist es, der Leben weitergibt. Die archetypisch weiblichen Attribute sind es, die dafür sorgen, dass der Nachwuchs Kraft und Stabilität für das Wachstum bekommt.
Wir nähren unsere Kinder auf allen Ebenen: körperlich, geistig und emotional.
Dem gebührt tiefste Wertschätzung. Ganz selbstverständlich und ohne Drama. Davon sind wir heute immer noch ganz schön weit weg. Aber wir modernen Frauen des Westens können dafür sorgen, dass unsere Gesellschaft wieder in Balance kommt. Schritt für Schritt.
Dazu gehört, dass wir aufhören die Verantwortung für unser Wohlbefinden und für unseren Selbstwert ins Außen zu verlagern.
Lass uns bei uns selbst beginnen und uns selbst so wertschätzen wie es uns gebührt. Diese Verantwortung gehört uns selbst.
Mütter sind Wunderwuzis!
Sie zeichnen sich als geniale Troubleshooterinnen aus, als Chauffeurinnen kutschieren sie ihre Kinder viele Stunden von hinnen nach dannen.
Sie nehme die Rolle der Krankenschwester und der Psychologin ein. Als Eventveranstalterinnen richten sie Feste aller Art aus und verbringen, je nach Anzahl der Kinder viele Arbeitstage damit Kleidung zu verwalten.
Dabei erweisen sie sich oft als fantastische Nachaltigkeits-Managerinnen. Die Teile aus denen die Kinder herausgewachsen sind werden mit viel Umsicht weitergegeben.
Mütter sind die am schlechteste bezahlten und gleichzeitig die verantwortungsvollsten Managerinnen.
Dieses Bewusstsein darf sich in den Herzen und der Psyche von Frauen ausbreiten. Weg, vom mangelnden Selbstwert und dem sich nie gut genug fühlen. Frauen (egal ob wir nun Mutter werden konnten oder wollten) haben oft einen geringen Selbstwert.
Das kommt einerseits aus den individuellen Erfahrungen, andererseits aus der Geschichte. Viele Generationen an Frauen vor uns haben Erfahrungen gemacht, die noch im Heute wirksam sind.
Jahrtausende der Abwertung, Missachtung und Gewalt liegen hinter uns – und die Gegenwart ist keineswegs frei davon – speziell Frauen litten und leiden darunter.
Es ist nicht leicht aus dieser Dynamik aus zusteigen.
Doch um auf unserer Welt etwas zum Besseren zu verändern, wird uns nichts anders übrig bleiben, als den Mut aufzubringen, diese alten gesellschaftlichen Muster und Konventionen zu durchbrechen.
Wir erwachsene Frauen des Westens müssen für uns einzustehen.
In die Selbstverantwortung zu gehen ist der einzige Weg um diese destruktive Spirale der schneller, höher, weiter Gesellschaft zu durchbrechen.
Es ist an uns Frauen STOP zu sagen.
STOP dazu, über unserer Grenzen zu gehen.
STOP dazu, uns ausbeuten zu lassen und selbst auszubeuten.
STOP zur Abwertung.
STOP dazu, sich einreden zu lassen nicht gut genug zu sein.
Wir dürfen uns um selbst kümmern! Es ist höchste Zeit, uns mit der Kraft der Weiblichkeit zu verbinden.
Ich weiß das aus meiner eigenen Geschichte. Seit ich meine innere Frau befreit habe kann ich Klarheit, Gelassenheit und Selbstbestimmung in einer viel tieferen Ebene leben.
Es sind gemeinsame Forschungsreisen in die weibliche Kraft.
Wir tauchen ein in andere Welt, die wir gemeinsamen erleben und gestalten. Frauen erzählen uns immer wieder, wie sehr es ihr Leben verändert.
Sie haben danach die Kraft ihren Alltag anders zu betrachten und zu gestalten, weil sich ihre Sicht auf sich selbst und die Welt Schritt für Schritt verändert.
Denn es ist nicht die Aufgabe unserer Kinder unseren Selbstwert zu nähren, sondern genau umgekehrt.
Herzensgrüße
Das hast Du sehr schön beschrieben liebe Martina! Bussi
Danke dir, liebe Stefanie!