Der innere Kritiker als Verbündeter: So wird er ein Teamplayer.
In diesem Artikel erfährst du, wie du den inneren Kritiker als wertvollen Verbündeten gewinnen kannst. Denn wir sind unseren Selbstzweifeln nicht ausgeliefert – im Gegenteil: Sie können uns zu unserem schlummernden Potenzial führen.
Der innere Kritiker gehört zum psychologischen Modell des inneren Teams. Er ist der Anteil in uns, der gerne nörgelt und uns oft kleinredet.
Bestimmt hast du schon die Erfahrung gemacht, wie viel Einfluss ein ungezähmter Kritiker auf ein Team hat: Er kann das Leben zur Qual machen. In diesem Artikel erfährst du:
- Wie ist innere Kritiker überhaupt Mitglied im inneren Team geworden?
- Wie du ihn dir zum Verbündeten machen kannst – auch wenn es dir völlig paradox erscheint!
- Und du bekommst 5 konkrete Tipps, wie du mit ihm Freundschaft schließen kannst.
Das erscheint dir unmöglich? Ja, das dachte ich früher auch. Heute weiß ich: Der innere Kritiker kann zu deinem Freund werden, obwohl er auf den ersten Blick ein ziemlich unsympathischer Geselle ist. Neugierig geworden? Dann los geht’s:
Das Schlaflied des inneren Kritikers.
Kennst du das? Es ist wieder Abend geworden. Wie so oft fühlst du dich – wie so oft – ausgelaugt und müde. Der wohlverdiente Schlaf lässt auf sich warten. Das Kopfkino spielt immer den gleichen Film – du kennst ihn in- und auswendig. Die Hauptrolle ist unsympathisch:
„Was heute wieder alles schiefgelaufen ist, hättest du nicht besser aufpassen können?“
„Du wolltest doch heute die Fenster putzen. Uff, schon wieder nicht erledigt.“
„Du bringst derzeit einfach nichts auf die Reihe.“
Das Gefühl von „Ich-bin-nicht-gut-genug“ klebt an dir wie ein alter Kaugummi. Eigentlich weißt du es besser: Fehler zu machen, ist menschlich. „Ja, aber…“
Die böse Zunge des inneren Kritikers zerrüttete das Selbstvertrauen.
Der innere Kritiker sabotiert unseren Selbstwert. Lassen wir es zu, untergräbt er das Vertrauen in unsere Fähigkeiten mehr und mehr. Es ist wie ein Sog, in die Abwärtsspirale. Irgendwann ist kein Lebensbereich mehr davor sicher.
Selbstzweifel lasten wie schwere Bleiklötze auf uns. Sie halten uns klein, nähren das Gefühl von Mangel und hindern uns daran, unserer eigenen Wahrnehmung zu vertrauen.
Der innere Kritiker hat Einfluss auf viel mehr als nur unser individuelles Leben – er prägt die gesamte Gesellschaft.
Wer würde in einem langweiligen Job verharren, wenn er an seine Fähigkeiten glaubt? Niemand!
Würden Menschen, die an sich zweifeln, den Schritt in die Selbstständigkeit wagen? Nein!
Wer würde in destruktiven Beziehungen bleiben, wenn er sich wirklich frei und unabhängig fühlen würde? Niemand!
Lassen wir dem inneren Kritiker freien Lauf, dreht sich die Abwärtsspirale immer weiter: Wohlbefinden, Lebensfreude und das Gefühl von Erfolg landen früher oder später im Keller.
Wie der innere Kritiker entsteht:
Der innere Kritiker ist ein innerer Anteil, der in der frühen Kindheit entsteht, wenn wir von nahestehenden Menschen wiederholt abgelehnt, kritisiert und ungerecht behandelt werden. Im Laufe der Zeit verinnerlichen wir diese Erfahrungen.
Als Kleinkind sind wir von der Fürsorge, dem Zuspruch und der Zugewandtheit von nahestehenden Menschen abhängig. Was sie zu und über uns sagen, gilt für die kleinen Wesen auf tiefster Daseinsebene als Gesetz. Wenn wir also gesagt bekommen, dass wir falsch sind, glauben wir, dass wir falsch sind.
Ein kleines Mädchen, nennen wir sie Katja, wird von ihrer Tante ständig kritisiert.
„Katja, dein Po wird immer dicker. Iss nicht so viel Schokolade! Schau dir doch deine Cousine an und nimm dir ein Beispiel. Hör auf dir Süßigkeiten reinzustopfen und mach‘ endlich Sport!“
Die Worte treffen die kleine Katja bis ins Mark. Die Verletzung geht tief.
Wenn Katja später als erwachsene Frau in den Spiegel blickt, legt sich die Stimme ihrer Tante wie ein unsichtbarer Filter über ihre Selbstwahrnehmung. Sie schwingt aus den Tiefen ihres Unterbewusstseins mit und beeinflusst, wie sie sich sieht.
Kritische Stimmen von außen verwandeln sich im Laufe der Zeit in den inneren Kritiker.
Es sind die ablehnenden, abwertenden Bemerkungen aus der Kindheit, die du verinnerlicht hast. Aus diesen Wörtern hat sich im Laufe der Jahre ein innerer Anteil entwickelt, der darauf spezialisiert ist, deine Schwächen und Fehler zu finden und an allem zu nörgeln.
Dieser Persönlichkeitsanteil ist darauf getrimmt, deine Schwächen und Fehler zu sehen und an allem herumzumeckern. Ist er besonders fies, verurteilt er dich – für etwas, das du getan oder auch nicht getan hast.
Der innere Kritiker entstand einst als Schutzmechanismus.
In deiner Kindheit war er die Stimme, die dich dazu brachte, dich den Menschen anzupassen, von denen du abhängig warst. Es mag paradox klingen: Doch er wollte nur das Beste für dich.
Das Gute ist: Mit diesem Wissen kannst du deine Beziehung zum inneren Kritiker auf eine neue Ebene heben! Und ich verspreche dir, dass es sich lohnt! Warum? Weil es die Beziehung zu dir selbst ist!
Die Beziehung zu dir ist die einzige, die ein Leben lang bestehen bleibt, ohne Wenn und Aber. In welche andere Beziehung würde es sich mehr lohnen, zu investieren?
Die psychologische Arbeit mit dem Modell des inneren Teams geht davon aus, dass die menschliche Psyche verschiedene Persönlichkeitsanteile beinhaltet.
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Der innere Kritiker kann wie ein feuerspeiender Drache sein.
Der innere Kritiker wohnt in den verborgenen Winkeln deiner Psyche, wie ein feuerspeiender Drache in seiner Höhle. Meist speit er dann Feuer, wenn du besonders verwundbar bist.
Willst du den Drachen zähmen?
Dann laufe nicht vor ihm davon, sondern bleib stehen und höre ihm aktiv zu. Je länger du ihn ignorierst, desto wütender wird er.
Den inneren Kritiker zähmen: Führe Drachen-Dialoge
Hier zeige ich dir anhand von Beispielen, wie du mit dem Drachen Gespräche führen kannst, die ihn besänftigen. Wer weiß, vielleicht schließt du mit der Zeit sogar Freundschaft mit ihm. Du kannst es dir so vorstellen, wie in jedem anderen Team: Die Mitglieder des Teams sind zufrieden und kooperativ, wenn sie gehört, gesehen und ernst genommen werden.
Beispiel 1: Dir ist etwas gelungen, worauf du stolz bist.
Und schon spuckt der Drache àka innerer Kritiker dir entgegen:
„Das können doch viele andere auch, was ist daran schon besonders.“
(Das ist übrigens ein typischer Gedankengang von Frauen, die selbstständig sind, oder sich machen wollen.)
Dialog mit dem Drachen:
„Ja, da hast du recht (hörst du ihn schon schnurren wie eine Katze?), klar gibt es viele, die das auch können! Aber niemand tut es so wie ich. Du bist ja auch einzigartig, bist mein Drache. Bei jemand Andrem wirkst du nicht!“
Ich kann direkt sehen, wie das Feuer erlischt. Du auch?
Beispiel 2: Du bekommst ein Kompliment
„Du siehst heute toll aus!“, sagt deine Kollegin. Schon faucht der Drachen-Kritiker: „Sie sagt das nur, um sich einzuschmeicheln! Irgendwas will sie gleich wieder.“
Dialog mit dem Drachen:
„Warte mal. Ist das wirklich fair? Was ist, wenn ich ihr unrecht tue? Ich atme lieber mal tief durch. Diese Situation erinnert mich an irgendetwas. Ah, so war meine Mutter! Schon wieder das Mutter-Thema! Da sollte ich also nochmals hinschauen.“
Beispiel 3: Du willst etwas Neues ausprobieren, wovon du richtig begeistert bist.
„Ich habe total Lust auf dieses Yoga Wochenende“, denkst du, als du Fotos vom Frauenkreis im Sonnenuntergang siehst. Fast gleichzeitig tönt es in deinem Kopf: „Ja und, wie stellst du dir das vor? Wer kümmert sich in der Zeit um Haus, Garten und Kinder? Und überhaupt, da müsstest du dir ja Urlaub nehmen. Urlaub ohne Familie, das geht doch nicht!“
Dialog mit dem Drachen:
„Ok, ich hab dich gehört. So wie du klingst, hab ich ja nie wieder Aussicht auf einen Urlaub alleine. Ich sag’ dir was, ich nehme DICH mit, du Quälgeist. Du gehörst auch zur Familie.“
Schon ist’s wieder vorbei mit dem Feuer spucken ;)! Auch Drachen lassen sich mit Humor und Charme um den Finger wickeln.
Diese Freundschaft gibt dir deine Energie zurück!
Stell dir vor, du willst einen aufgeblasenen Luftballon unter Wasser halten. Das kostet Kraft und bindet Energie. Lässt du den Ballon los, steigt er an die Wasseroberfläche und sofort steht dir diese Kraft für etwas anderes zur Verfügung.
Genau so ist es, wenn wir mit unserem inneren Kritiker Freundschaft schließen. Hören wir auf, uns selbst niederzumachen, wird diese Energie frei und wir können sie dazu verwenden, Schritt für Schritt unser volles Potenzial zu entfalten!
Mit diesen 6 Tipps machst du den inneren Kritiker zum Freund & wandelst Selbstkritik in Selbstliebe!
❶ Das Date mit dem Drachen.
Nimm dir bewusst Zeit für seine Anliegen. Dann fühlt er sich gehört und muss dich nicht überfallen, um deine Aufmerksamkeit zu bekommen. Mit dem Drachen-Date nimmst du die Kontrolle zu dir. Packe diese Gelegenheit beim Schopf und erzähle dem Kritiker mal über deine Erfolge. Vor Staunen wird ihm der Mund offen stehen bleiben – und auch dir ;).
Lade zusätzlich einen witzigen, humorvollen Anteil von dir ein.
❷ Hilfe von der inneren Beobachterin:
Die innere Beobachterin hilft dir dabei, zu erkennen, wann der Kritiker aktiv wird. Überlege: Gibt es Zeiten, zu denen der Kritiker sich besonders häufig meldet? Wann ist er besonders drängend? Wenn du müde oder wenn du aktiv bist?
Die innere Beobachterin ist neugierig und sieht wertfrei zu. Sie hilft dir, dich selbst zu erforschen und deckt auf freundliche Art, Verhaltensmuster auf. „Aha, so ist das also“, denkt sie und zieht weiter.
❸ Lenke deine Gedanken in eine Aufwärts-Spirale.
Gib deinem Gehirn eine klare Anweisung, wie es denken soll. Sobald du bemerkst, dass du etwas Negatives über dich denkst, sage STOP. Ja, sprich es aus. Stelle dir vor, der innere Kritiker wäre eine Person, die du klar und bestimmt in ihre Schranken weist.
Denke bewusst an Situationen, die dir gut gelungen sind! Finde noch mehr solche Situationen. SCHREIBE SIE AUF. Ja, aufschreiben! Hänge dir diese Liste aufs Klo oder auf den Kühlschrank. Ergänze sie bei jeder Gelegenheit. So aktivierst du eine Aufwärts-Gedankenspirale.
❹ Begegne der kritischen inneren Stimme aktiv.
Sobald sie laut wird und dir einreden will, dass du etwas nicht kannst oder du einen, ach so großen, Fehler gemacht hast, stelle ihr diese Frage:
„Ist das, was du hier behauptest, die absolute 100 % tige Wahrheit?“
Lausche der Antwort. Enjoy.
❺ Wähle dein Umfeld achtsam!
Die Menschen in unserer Umgebung haben mehr Einfluss auf uns, als uns bewusst ist. Mit wem umgibst du dich? Sind es Menschen, die deine Energie heben, oder solche, die dich herunterziehen?
Vielleicht hat dir diese Reflexion etwas verdeutlicht, und du möchtest am Thema dranbleiben? Nur Mut! Alle Ressourcen findest du in deinem inneren Reich.
Möchtest du Unterstützung beim Entdeckten deiner Ressourcen? Buche hier ein kostenfreies Orientierungs-Gespräch.
Das Wichtigste zum inneren Kritiker kurz und knapp zusammengefasst:
- Es ist ein Persönlichkeitsanteil, der in der Kindheit entsteht, wenn wir Kritik, Abwertung, Ausgrenzung erfahren.
- Dieser Anteil von dir will gesehen werden. Ihn „weg haben wollen“ hilft nicht.
- Wir können den inneren Kritiker als Helfer verstehen, der uns dazu bewegen will, alte Verletzungen zu integrieren.
- Mit Humor und Charme wickelst du auch den inneren Kritiker um den Finger!
- Dich mit dem inneren Kritiker zu verbünden, setzt Energie frei.
Im FemininCoaching arbeite ich mit dem inneren Team und freue mich immer wie eine Schneekönigin darüber, welche Aspekte sich aus den alten Verkrustungen herausschälen lassen. Es ist wie das Bergen einer Schatzkiste aus einer tiefen Höhle.
Wenn du keine Lust hast deinen Drachen alleine zu zähmen, ich helfe dir gerne dabei. Hier geht`s zum kostenlosen FemininCoaching Orientierungs-Gespräch.
Herzlichst
P.S. Ich freue mich über deine Gedanken zum inneren Kritiker im Kommentarfeld!
Vielen Dank, Martina,
für die sechs wertvollen Tipps, um den inneren Kritiker zum Freund zu machen!
Eine spannende Vorgehensweise, die sich lohnt auszuprobieren.
Viele Grüße
Anette
Liebe Anette, es freut mich, dass du mit meinen Tipps in Resonanz gehst.
Teile gerne mit uns, wie es dir beim Umsetzen geht.
Liebe Grüße
Martina